Autor: Jana Weiss
Noroviren verursachen Brech-Durchfall und treten häufig in Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Schulen, Kindergärten, Altenheimen) auf. Eine Infektion ist unangenehm, bei gesunden Menschen aber nicht lebensbedrohlich. Dennoch kann eine Infektion gerade für Säuglinge und ältere Menschen mit Grunderkrankungen gefährlich werden und ist daher durchaus ernst zu nehmen.
Was sind Noroviren und woran erkenne ich eine Infektion?
Noroviren sind die häufigste Ursache für Margen-Darm-Erkrankungen und treten besonders oft in den Herbst- und Wintermonaten auf. Die Symptome sind
- plötzlich einsetzendes Erbrechen, oft heftig und schwallartig
- Bauchkrämpfe und Durchfall
- ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Übelkeit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Mattigkeit
- oft nur leicht erhöhte Temperatur, seltener Fieber
In Einzelfällen kann auch nur isoliert Erbrechen oder Durchfall auftreten. Die Zeit von der Antseckung bis zum Auftreten von ersten Symptomen kann 5 Stunden bis 2 Tage betragen. I.d.R. ist die akute Erkrankung bereits nach wenigen Tagen (12-48 Stunden) überstanden.
Andere Durchfall-Erreger wie Rotaviren können ähnliche Symptome verursachen. Die allgemeinen Hinweise sind jedoch für alle Margen-Darm-Erkrankungen identisch und können daher – auch ohne virologischen Befund – befolgt werden.
Sind Noroviren gefährlich?
Für gesunde Menschen ist die Erkrankung i.d.R. ungefährlich, aber sehr unangenehm. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern besteht jedoch die Gefahr eines erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes. Es sollte daher ein Arzt aufgesucht werden, der prüft, ob ggf. eine Gabe von Infusionen notwendig ist. Auch für ältere Menschen mit vorhandenen Grunderkrankungen oder Menschen mit eingeschränkter Immunabwehr (z.B. Krebspatienten) kann der Virus gefährlich werden. Auch hier ist ein Arztbesuch daher empfehlenswert. Bei der häuslichen Pflege ist insbesondere auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit zu achten.
Ich bin mir nicht sicher, ob es Noroviren sind. Muss ich ein Labortest machen lassen?
Nein. Für alle Margen-Darm-Erkrankung werden die gleichen Hinweise ausgegeben. Ein Labortest ist nur notwendig, wenn die Symptome nach einigen Tagen nicht abklingen und daher möglicherweise andere Ursachen für die Symptome in Frage kommen.
Auch für die Kita ist der virologische Befund unerheblich, da bereits der Verdacht auf eine Infektion mit Noroviren die Meldekette zum Gesundheitsamt und erweiterte hygienische Maßnahmen auslöst. Denn Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen haben gemäß § 34 Abs. 6 IfSG das zuständige Gesundheitsamt unverzüglich zu benachrichtigen, wenn in ihrer Einrichtung betreute Kinder, die das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, an infektiöser Gastroenteritis erkranken oder dessen verdächtigt sind.
In der Kita gibt es erkrankte Kinder. Wie kann ich verhindern, dass mein Kind ebenfalls krank wird?
Noroviren werden durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen. Diese kann sowohl direkt von Mensch zu Mensch als auch über kontaminierte Gegenstände/Oberflächen oder Nahrungsmittel erfolgen. Nach dem Besuch der Kita sollte sich deshalb ihr Kind (sowie die abholende Person) die Hände gründlich waschen und ggf. Desinfizieren. Darüber hinaus können Sie wenig tun, um eine Ansteckung in der Kita zu vermeiden. Sie können ausschließlich darauf vertrauen, dass in der Kita erweiterte Hygienemaßnahmen konsequent umgesetzt werden. Fragen welche Maßnahmen konkret eingeleitet wurden, kann die Kitaleitung sowie das Gesundheitsamt beantworten.
Mein Kind hat eine Margen-Darm-Erkrankung. Was kann ich tun?
Bei ersten Hinweisen auf eine Margen-Darm-Erkrankung sollten unverzüglich die folgenden Maßnahmen eingeleitet werden.
- Ihr Kind darf die Kita nicht mehr besuchen. Die Kitaleitung ist über die Infektion zu informieren, da es sich um eine meldepflichtige Erkrankung handelt
- Sofern möglich sollten kranke und gesunde Haushaltsmitglieder nicht die selbe Toilette benutzen und der kleine Patient in einem eigenem Zimmer untergebracht werden.
- Patienten sollten während der akuten Phase der Erkrankung außer zur Betreuungsperson möglichst keinen Kontakt zu anderen Personen haben
- Ihr Kind sollte strenge Bettruhe halten und versuchen vorrangig Flüssigkeit (z.B. Brühe) in kleinen Schlucken zu sich nehmen.
- Da die Übelkeit und das Erbrechen plötzlich auftreten können, empfiehlt es sich neben dem Bett eine große Schüssel oder einen Eimer bereit zu halten. Nachdem sich der kleine Patient übergeben hat sollten diese sofort gelehrt, gereinigt und desinfiziert werden.
- Nutzen Sie für die Beseitigung von Erbrochenem und/oder Stuhlresten sowie zum Wickeln am besten Einweghandschuhe und waschen bzw. desinfizieren sie sich anschließend gründlich die Hände. Auch die kontaminierten Oberflächen sollten desinfiziert werden.
- Sofern möglich: Teilen Sie sich die Aufgaben! Der mit der Pflege und Desinfektion betraute Elternteil sollte nicht die Zubereitung der Lebensmittel übernehmen. Sofern das nicht möglich ist, achten Sie zusätzlich auf eine gründliche Handhygiene (gründliches Waschen und Desinfizieren) vor der Essenszubereitung.
- Desinfizieren Sie täglich die Toilette, das Waschbecken und alle Türklinken und Handläufe.
- Jedes Haushaltsmitglied sollte ein eigenes Handtuch haben. Dieses sollte täglich gewechselt werden. Weichen Sie ggf. auf Einweghandtücher aus der Drogerie aus. Auch Leib- und Bettwäsche sollten häufig gewechselt werden.
- Das Krankenzimmer sollte mehrmals täglich gelüftet werden – insbesondere immer nachdem sich der kleine Patient übergeben hat.
- Da der Virus auch nach Abklingen der akuten Krankheitssymptome noch ein bis zwei Wochen im Stuhl ausgeschieden werden kann, sollten die oben beschrieben Maßnahmen noch 14 Tage fortgeführt werden.
- Zwei Wochen nach dem Abklingen der akuten Symptome wechseln Sie die Zahnbürste sowie die Bettwäsche aus.
- Handtücher, Leib- und Bettwäsche sollten bei mindestens 60° mit einem Vollwaschmittel gewaschen werden.
- Geschirr kann i.d.R. wie üblich maschinell gereinigt werden
Ich habe alle Hinweise oben befolgt und bin trotzdem krank geworden. Was hab ich falsch gemacht?
Nichts – Noroviren sind sehr ansteckend. Bereits wenige Viren reichen aus um eine Infektion zu verursachen. Mit den oben beschriebenen Maßnahmen lässt sich das Infektionsrisiko nur minimieren – nicht jedoch ausschließen.
Gibt es weitere Dinge, die ich beachten sollte?
Nicht alle Desinfektionsmittel wirken bei Noroviren – im Zweifel Fragen Sie bitte in der Apotheke, ob das von Ihnen verwendete Desinfektionsmittel geeignet ist.
Nach § 34 Abs.1 IfSG dürfen Kinder unter 6 Jahren, die an einer infektiösen Gastroenteritis erkrankt oder dessen verdächtig sind, Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Die Kita darf frühestens zwei Tage nach Abklingen der akuten Symptome wieder besucht werden. Den genauen Zeitpunkt bestimmt das zuständige Gesundheitsamt. Ein schriftliches ärztliches Attest ist nicht erforderlich.
Zum Weiterlesen:
http://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/noroviren/
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Noroviren.html
Stand: 04.03.2016